THE TRUE SIZE OF AFRICA
„Hier ruht in Gott mein lieber N*** I Chim Bebe I gestorben 1912 im Alter von 26 Jahren“. Die Grabinschrift für den in der westafrikanischen Kolonie Togo Geborenen auf dem Alten Friedhof von Saarlouis zeigt, wie nahe Afrika ist – auch im Saarland.
Obwohl wir alle ursprünglich Afrikaner:innen sind und die ägyptische Kultur uns prägt bis heute, obschon die Getreidekammern des Römischen Reiches in Nordafrika zu finden waren und im Mittelalter mächtige Königreiche in Afrika existierten, wird der Kontinent Afrika seit den Zeiten von Mercator auf Weltkarten kleiner als in der Realität dargestellt und bis heute in seiner geographischen Größe sowie globalgeschichtlichen Bedeutung unterschätzt – trotz seiner prähistorischen Rolle als Wiege der Menschheit. THE TRUE SIZE OF AFRICA meint all dies, und darüber hinaus auch die immense geografische Spannweite der afrikanischen Diaspora durch die zumeist zwangsweise Verbreitung von Afrikaner:innen über den ganzen Erdball in den Zeiten des Sklavenhandels, mit weitreichenden Folgen bis heute.
Vor genau 140 Jahren, im November 1884, wurde in Berlin die Kongo-Konferenz eröffnet, die Afrika ohne jede afrikanische Beteiligung unter den Kolonialmächten aufgeteilt hat: Grund genug, diesen riesigen Kontinent und die Menschen, die von ihm stammen, auf andere Art und Weise in den Blick zu nehmen. THE TRUE SIZE OF AFRICA erprobt Annäherungen, die Denktraditionen, Vorurteile und Stereotypen aufspüren und neue Sichtweisen ermöglichen – mittels Kulturgeschichte und Gegenwartskunst, durch stetige Perspektivwechsel und künstlerische Vielstimmigkeit. „Wir wollen Augenöffner sein, nicht nur Augenweide. Wir wollen bewegen und begeistern gleichermaßen“, so Dr. Ralf Beil, Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte und Kurator der Ausstellung.
Während ein MUSEUM OF MEMORABILITY Afrika in Geschichte und Gegenwart vom kolonial geprägten Europa aus reflektiert, treten afrikanische Skulpturen und Objekte aus saarländischen Privatsammlungen in einen Dialog mit den Maschinen und Schwungrädern der historischen Gebläsehalle. „Leitidee ist dabei eine methodische Blickumkehr. Die Industriemoderne, die Europa immer wieder verdunkelt hat, trifft hier in der Völklinger Hütte auf ein vielseitig erhellendes Afrika“, so Kurator Dr. Ralf Beil.
Signifikante Kunstwerke der letzten Jahrzehnte treffen auf eigens für die Schau realisierte Sound- und Rauminstallationen von Künstler:innen aus Afrika und der globalen Diaspora. So entsteht ein dichtes Netzwerk an Impulsen und Wahrnehmungsmöglichkeiten, die nachhaltig und vielschichtig THE TRUE SIZE OF AFRICA in Vergangenheit und Gegenwart erlebbar machen. Der Ausstellungsparcours reicht diesmal erstmals, der Größe des Themas angemessen, vom Pumpenhaus über die Gebläsehalle, Verdichterhalle und Sinteranlage bis hin zur Erzhalle.
Symbolisch dafür steht Emeka Ogbohs, eigens für THE TRUE SIZE OF AFRICA realisierte Soundinstallation „The Land Remembers“, die die Besucher:innen ebenso irritierend wie klangschön im Pumpenhaus – noch vor dem eigentlichen Ausstellungsbeginn in der Gebläsehalle – empfängt. Jede Stimme hat dort ihren eigenen Lautsprecher, so dass ein ganz eigener Raumklang, ein a capella Konzert besonderer Art entsteht: Gesungen wird hier das Steigerlied in Oshivambo, einer der Sprachen Namibias – aufgenommen von den African Vocals in Windhoek mit einem neuen Text von Emeka Ogboh, der von kolonialer Landnahme, Ausbeutung, Wunden und Neubeginn erzählt. Das immaterielle Welterbe Deutschlands wird so zu afrikanischem Liedgut, das gemeinsame Geschichte reflektiert.
…am Anfang der Gebläsehalle spannt programmatisch einen Bogen von Anbeginn der Menschheit bis heute. Die Titel der Themeninseln dieses Museums anderer Art lauten:
Jenseits der Mercator-Karte / Afrika, Wiege der Menschheit / Altes Ägypten: Religion und Kultur / Mittelalterliche Königreiche in Afrika / Schwarz im 18. Jahrhundert / Früher Kolonialismus: Mission und Militär / Kongokonferenz in Berlin, 1884/85 / Erste Panafrikanische Konferenz in London, 1900 / Kolonialmacht Deutschland / Koloniales Saarland / Erinnerungspolitik und Denkmalsstürze: Daressalam, Hamburg, Kapstadt, Bristol / Kolonialhelden, Kolonialverbrecher / Nach dem Ersten Weltkrieg: „Die schwarze Schmach“ / Vor dem Zweiten Weltkrieg: Das Wiedererwachen des Kolonialismus in Deutschland / Wege des Panafrikanismus: Marcus Garvey, Haile Selassie, Bob Marley / 1960: Das Jahr der Unabhängigkeit / Struktureller Rassismus: James Baldwin, Angela Davis / Migrant im Feuer: Samuel Yeboah / Grüße aus Afrika / Queere Kultur / Musik und Tanz: afroglobal
Der Katalog
Zur Ausstellung erscheint im Februar 2025 im Hirmer Verlag ein reich illustriertes Katalogbuch in englischer Sprache, herausgegeben von Ralf Beil, Markus Messling und Christiane Solte-Gresser, mit Essays von Ralf Beil, Elara Bertho, Souleymane Bachir Diagne, Till Förster, Franck Hofmann, Markus Messling, Nadia Yala Kisukidi und Christiane Solte-Gresser.
Ein Dokumentation des Museums of Memorability, Text-Bild-Inserts zu allen Künstler:innen und Werken der Ausstellung sowie literarisch-philosophische Quellentexte von Chinua Achebe, Johannes Leo Africanus, James Baldwin und Josephine Baker über Teju Cole, Olaudah Equiano und Patrice Lumumba bis hin zu Wole Soyinka, Binyavanga Wainaina u.v.m. machen das Buch zu einem veritablen Kompendium rund um THE TRUE SIZE OF AFRICA.
Bis zum 31. Januar 2025 kann das Katalogbuch im Museumsshop und Online zum Subskriptionspreis von 40 € bestellt werden. Preis im Museumsshop ab 1. Februar 2025: 50 € sowie 55 € im Buchhandel und im Online-Shop.
In Kooperation mit dem Käte Hamburger Kolleg für kulturelle Praktiken der Reparation CURE der Universität des Saarlandes.
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"The True Size of Africa" - Ausstellung im Weltkulturerbe Völklinger Hütte | Deutschland Radio Kultur
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Was das Saarland mit Afrika zu tun hat | SR 3 - Land und Leute
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Ausstellung "The True Size Of Africa" in der Völklinger Hütte | SR Kultur
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Eröffnung der Ausstellung „True size of Africa“ | SR aktueller bericht
PRESSESTIMMEN THE TRUE SIZE OF AFRICA
„Es wird eine der größten Ausstellungen werden, die es in der Völklinger Hütte je gegeben hat. „The True Size of Africa“ trägit die wahre Größe Afrikas nicht nur im Namen, sie wird auch an fünf verschiedenen Orten der Hütte zu sehen sein, im Pumpenhaus, in der Gebläsehalle, der Verdichterhalle, der Sinteranlage und der Erzhalle.“
Nicole Baronsky-Ottmann, Saarbrücker Zeitung, 23. Oktober 2024
„Das aktuelle Mammut-Projekt des Weltkulturerbe-Chefs Ralf Beil zeigt ihn in Bestform. In der Gebläsehalle inszeniert er einen fulminanten Mix aus musealen Objekten und zeitgenössischer Kunst und schafft ein mitreißendes Afrika-Erlebnis. […] mit dieser Schau gelangt man ins Offene, emotional und gedanklich.“
Cathrin Elss-Seringhaus, Saarbrücker Zeitung, 8. November 2024
„Schliesslich endet die Ausstellung mit einer fünfzigminutigen Installation des Videokünstlers John Akomfrah aus Ghana, die erstmals in Deutschland gezeigt wird und in Bann schlägt. Zu sehen: die Facetten des afrikanischen Kontinents. Fleischfressende Pflanzen öffnen sich in makelloser Schönheit. Elefanten trauern um ein erschossenes Mitglied der Herde. Migranten wandern durch die endlose Wüste. Wer es bis hierher in die Erzhalle der Völklinger Hütte geschafft hat, kann die wahre Größe Afrikas nun tatsächlich besser ermessen.“
Anke Schäfer, Deutschlandfunk Fazit, 10. November 2024
DER MEDIAGUIDE
Der eigens für THE TRUE SIZE OF AFRICA entwickelte Mediaguide bietet vertiefende Informationen zur Ausstellung, zum Museum of Memorability sowie allen Künstler:innen, Werken und Installationen der Schau. Darüber hinaus liefert er die Tonspuren für zahlreiche Videos und Filmprojektionen der Ausstellung.
Mediaguide und Kopfhörer zur Ausleihe sind im Eintrittspreis inbegriffen. Eigene Kopfhörer mit Kabel (3,5 mm Klinkenstecker) können mitgebracht werden.
DAS PROGRAMM
Ein umfangreiches Rahmenprogramm begleitet die Ausstellung mit Filmvorführungen, Podiumsdiskussionen, Workshops, Lesungen und Vorträgen. Kooperationspartner sind neben dem Käte Hamburger Kolleg für kulturelle Praktiken der Reparation CURE der Universität des Saarlandes auch die Aktion 3. Welt Saar, das Filmhaus Saarbrücken, der Verein Haus Afrika, das Kino achteinhalb und die Kunstschule Kassiopeia.