Einzigartige Aufnahmen am Hochofen der Völklinger Hütte
Es war einer der letzten Tage, vor der Stilllegung der Völklinger Hütte am 4. Juli 1986, als diese Videoaufzeichnung entstand. Kaya Urhan (*1936) arbeitete seit 1972 in der Völklinger Hütte als Hochöfner am Hochofen III. Mit seiner Filmkamera hielt er die Erinnerungen an seinen Arbeitsplatz fest. Diese Aufnahmen sind ein wahrer Schatz, denn sie erlauben uns nicht nur Einblicke in den Prozess der Roheisenerzeugung, sondern authentische Einblicke in den Arbeitsalltag und das Miteinander vor Ort. Noch bis 1996 arbeitete Kaya Urhan in der saarländischen Stahlindustrie weiter, bevor er in den wohlverdienten Ruhestand ging. Er und seine Familie leben noch heute in Völklingen.
Mit dem Wirtschaftswunder der Bundesrepublik wurden mehr und mehr Arbeitnehmer gesucht, die auf dem inländischen Markt nicht mehr zu finden waren. Und so schloss die Bundesrepublik am 20. Dezember 1955 mit Italien das erste Anwerbeabkommen ab. Es folgten Abkommen mit Griechenland und Spanien (1960), der Türkei (1961), Marokko (1963), Portugal (1964), Tunesien (1965) und dem damaligen Jugoslawien (1968). Kaya Urhan kam als einer von vielen Gastarbeitern ins Land. In der Völklinger Hütte stellten die Arbeiter aus der Türkei die größte Gruppe angeworbener Arbeiter aus einem anderen Land dar. Zwischen dem 12. September und dem 3. Oktober 1964 kamen die ersten türkischen Migranten in Völklingen an. Bis zu Stillsetzung der Hochöfen im Jahr 1986 waren Hunderte türkische Gastarbeiter in allen Bereichen des Werkes beschäftigt. Die Stadt Völklingen und die Völklinger Hütte wurden zu ihrem Lebensmittelpunkt.