Marie Curie
Die Fähigkeit der Röntgentechnik, Fremdkörper im Innern von Verwundeten sichtbar zu machen, ist in Zeiten des modernen Krieges von enormen Wert. Statt bei der Suche nach Projektilen oder Splittern risikoreich auf Verdacht zu operieren und Infektionen in Kauf zu nehmen, können Eingriffe durch vorherige Untersuchungen gezielt und vergleichsweise schonend erfolgen.
Im Ersten Weltkrieg revolutioniert die polnischstämmige Marie Curie, geborene Maria Skłodowska, in Frankreich die Behandlung von Verletzten, indem sie mobile Röntgeneinheiten in umgebauten Fahrzeugen direkt an die Front bringt. Die einzige Person, die jemals mit Nobelpreisen in zwei verschiedenen Disziplinen ausgezeichnet wird, ist 1914 längst eine Berühmtheit. Als der Krieg ausbricht, pausiert sie jedoch mit ihren Radium-Forschungen, um sich der medizinischen Radiologie zuzuwenden. Mit ihrer Tochter Irène entwickelt sie die bald als „Petites Curies“ bekannten fahrbaren Röntgenstationen, von denen bis Kriegsende etwa 20 im Einsatz sind. Um sie zu besetzen, bildet Marie Curie über 150 Röntgentechnikerinnen aus. Zudem initiiert sie etwa 200 permanente Röntgenstationen hinter der Front. Schätzungsweise bis zu einer Millionen Soldaten wird durch diesen Ausbau der Infrastruktur eine Röntgenuntersuchung ermöglicht. Die schnellen Diagnosen – oftmals direkt am Ort des Geschehens – bewahren Hunderttausende vor Amputation oder Tod.