Rocco und seine Brüder

Die Völklinger Hütte in Rotes Licht getaucht
Copyright: Weltkulturerbe Völklinger Hütte | Oliver Dietze

Rocco u.s. Brueder jpg

Rocco u.s. Brueder jpg

2016 gegründet in Berlin, Deutschland
Leben und arbeiten in Berlin, Deutschland

Werke

Deus ex Machina

Rocco KHV kompr

Rocco KHV kompr
Copyright: Karl Heinrich Veith

Datierung

2024, in situ

Beschreibung

Rocco und seine Brüder gehören zu den umtriebigsten Kollektiven zwischen urbaner Kunst und agitatorischem Aktivismus. In kunstgeschichtlichen Analogien wären sie vielleicht Dondi White meets Klaus Staeck, mit einem Schuss Yes-Men. Religiöse Versatzstücke tauchten im Werk der Berliner Gruppe bereits mehrfach auf. Die Kirchenbank vor dem Geldautomaten, ein Prügelpolizist im Beichtstuhl, eine Graffiti-Variation auf die Erschaffung Adams, oder, 2019 in der Völklinger Hütte, ein U-Bahngraffiti-Kirchenfenster. Dienten sie bisher der allegorischen Dramatisierung anderweitiger Sozialkritik oder Subkulturverherrlichung, so zielt „Deus ex Machina“ auf die Problematik der Religion selbst und ihre – vorsichtig formuliert – Verstricktheit in das, was man als Menschenrechtsanhänger wohl „das Böse“ nennen muss: Kriegswaffen werden gesegnet, Identitäten geschaffen, „heilige“ Länder erobert, Genozide gerechtfertigt und die freie Lebensführung unterdrückt. Das Thema des Bleiglasfensters kehrt auf den Ketten eines Wiesel-Panzers zurück. Wollen wir hoffen, dass die Fragilität des Konstrukts sich in Zukunft auch Menschheitsgeschichtlich bewahrheitet. Andernfalls kann der Gott, der Eisen wachsen ließ, auch weiterhin frohlocken.

Robert Kaltenhäuser

All Colors Are Beautiful

Rocco und Seine Brueder

Rocco und Seine Brueder
Copyright: Weltkulturerbe Völklinger Hütte / Karl Heinrich Veith

Datierung

2022, in situ

Abmessungen

2,7 x 18 x 6 m

Material

Mischtechnik

Beschreibung

Rocco und seine Brüder machen seit einigen Jahren als aktivistisches Public Art-Kollektiv mit Graffiti-Hintergrund von sich reden. Mal installieren die Berliner ein mysteriöses Zimmer im U-Bahn-Schacht, ein anderes Mal organisieren sie dort gleich ein illegales, aber professionell umgesetztes Theaterstück. Oft adressieren sie dabei staatliche Organe und Strukturen unserer Gesellschaftsordnung, die sie als nur oberflächlich liberal zugunsten wirtschaftlicher Interessen kritisieren. Ihre Installation „All Colors Are Beautiful“ verweist auf den ACAB-Slogan, der weltweit pauschalisierend verwendet wird, um Ärger und Ablehnung gegenüber Repression und staatlicher Ordnungsmacht Ausdruck zu verleihen. Die gesellschaftliche Kampfzone wird mit der Installation vorübergehend in den spielerischen Raum einer Paintball-Arena verlegt. Das hier zitierte Farbbeutelwerfen bei Demonstrationen kann dabei wie das Bemalen von Zügen als symbolischer und farbenfroher Widerstandsakt verstanden werden.