Monumentum

Otto Baums Karriere verlief geradlinig wie Jahresringe von (vermuteter) jugendlicher Delinquenz im künstlerischen Bereich über eine Ausbildung zum Baumschulgärtner und Stationen wie seine langjährige Komplizenschaft im Kunstkollektiv Klub7 sowie ein Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee zum Social-Media-Star in Sachen handgemachter Op-Art-Murals. Nicht zu vergessen seine Zuneigung zum Handlettering an der Wand, der er mit seinen sogenannten „Wallphabets“ nachgeht.
Während Klub7 für ihre kollektiv collagierten illustrativen Abstraktionen und Assemblagen bekannt sind, arbeitet Otto Baum in seiner Soloarbeit minimalistisch und auf den technischen Prozess ausgerichtet. Für diesen konstruiert er immer neue Do-It-Yourself-Werkzeuge mit denen sich Zirkel, Striche, Parallelen und Moiré-Effekt auf die (Lein-)Wand zaubern lassen. Mit seinen „Ottotools“ ist Baum nicht der einzige deutsche Künstler, der sich und seine Schöpfungen mit der Vornamens-Vorsilbe Otto eponym zur Marke adelt.
Über die üblichen Photo-Sharing-Netzwerke versorgt er seine Follower mit immer neuen Making-Ofs. Ein großer Teil des Reizes für die digitale Fangemeinde dürfte im dezidiert Handgemachten dieser grafischen Effekte liegen. Doch auch das fertige Bild strahlt noch etwas davon aus.

Robert Kaltenhäuser